Auf dem Landweg nach China
Montag, 17. Oktober 2011
Beastie Boys und Luxushotels
Mit ö's, ä's, ü's auf der Tastatur und unzensiertem Internet kommt der letze Blogeintrag jetzt wieder aus Deutschland.
Wie schon angerissen waren wir die letzten zwei Wochen auf E-bikes unterwegs um noch einmal die Perspektive zu wechseln. Per Kompass in westliche Richtung, raus aus Shanghai. Ein zügelloses Leben auf zwei Feuerstühlen, absteigen in chinesischen Luxushotels und dem chaotischen Verkehr trotzend. Zwei Männer, ein Ziel. Leben oder Tod. Gelungen ist uns das eigentlich sehr gut, auch wenn wir den Menschenmassen nicht entfliehen konnten.
Es ging über Ringstrassen, überfüllte Hauptverkehrsstraßen, Autobahnen und kleinere Landstraßen immer weiter gen westen, vorbei an ärmlichen Wohnvierteln, chinesischen Fabriken, Golfplätzen, überlaufenen Kanälen, Planstädten und gigantischen Bauprojekten an einen grossen See.

Grinsende Chinesen, verständnislose Chinesen, hilfsbereite Chinesen, starrende Chinesen, interessierte Chinesen, amüsierte Chinesen.

Immer mit an Bord war eine Stereoanlage, die unsere Tour doch sehr versüßt hat. Mit dem richtigen Soundtrack macht eben alles mehr Spass. Und zu den Beastie Boys mit Motorradbrillen auf zwei völlig geschmacklosen Rollern durch China zu tuckern ist nun wirklich enorm witzig gewesen.

Schwierigkeiten gab es dann nur bei der Abreise. So ließe sich unsere Liste an gewonnenem Wissen noch um zwei Punkte erweitern.
1. Die chinesische Flugsicherheit ist weich. Mit ein wenig Phantasie und Überredungskunst ist es möglich selbst ausdrücklich Verbotene Gegenstände mit an Bord zu nehmen.
2. Es ist in China nicht erlaubt Lampen per Post nach Europa zu verschicken. Auch wenn die Birne fehlt. Auch wenn es nur eine winzige LED Lampe ist.

Mir reichen Erfahrungen, bildgewaltigen Eindrücken, Freunden in den entlegensten Ländern der Welt und einem zufriedenen Schmunzeln auf den Lippen sind wir dann am Samstag wohlbehalten in Frankfurt gelandet. Mit dem Wissen, dass dies sicherlich nicht das letzte Projekt war und irgendwo da draussen das nächste Abenteuer wartet...

Moritz

(Videos werden nachgereicht)

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Mittwoch, 5. Oktober 2011
Shanghai und zwei starke Vehikel
Fotos:

http://www.flickr.com/photos/65374360@N07/sets/

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Freitag, 30. September 2011
Transrapid und Huehnerbeine
Wir melden uns zurueck aus Shanghai, quasi dem suedlichsten Punkt unserer Reise. Ueber Peking, Zhengzhou und Dengfeng haben wir unseren Weg hierher gefunden.

Was wir in China gelernt haben:

Die Kommunikation ist durchaus machbar.
Auch wenn man allein mit viel zu viel Gepaeck irgendwie in die chinesische Grenzstadt stolpert, kein einziges Wort chinesisch spricht und weder Yuan noch irgend einen Reisefuehrer dabei hat kommt man irgendwie klar. Nach ein paar Verirrungen fand ich mich doch relativ schnell auf einer elektrischen chinesischen Rikscha wieder, auf der Suche nach einer Bank und einem Busticket nach Peking.

Es gibt hier nur Staedte.
Zugegeben, ohne Auto und jede Art von Induvidueller Fortbewegung ist das Reisen etwas anders, aber bisher haben wir es nicht wirklich geschafft der Zivilisation zu entfliehen. Zu erwaehnen waeren zwei Versuche. Geplant war eine Wanderung in die chinesischen Berge um den Menschenmassen Pekings zu entkommen. Nachdem wir zehn Stunden Bus gefahren waren fuhren wir zum Startpunkt der empfohlenen Wanderung. Was uns erwartete war zwar ein Weg ueber 1500 Hoehenmeter, aber bis zum Gipfel war alles mit Steinen gepflastert und alle zwei Meter trafen wir chinesische Touristen. Der zweite Anlauf, ein idyllischer See 170km entfernt von Shanghai, war aehnlich. Der See lag inmitten einer Stadt (6,1 millionen Einwohner), wieder war er sehr beliebt bei chinesischen Touristen.

Chinesen koennen sehr nett, aber auch sehr beleidigend sein.
Man kann sagen dass der absolute Grossteil der Chinesen sehr nett und hilfsbereit ist. Auch mit ein paar gebrochenen Worten "Nihau", "Sisien" und "Saijang" kommt man sehr weit, auch wenn man selten englisch sprechende Menschen findet. Der Gedanke einer bedrohlichen, aufstebenden Nation passt da nicht so rein.
Auf einem Textilmarkt in Peking stellten wir aber auch fest, das chinesische Verkaeufer unkonventionelle Strategien nutzen. Bei allzu harten Verhandlungen gab es hier einen Schlag mit dem Pantoffel und dort ein "you are ugly!" oder "i don't like you!" zu hoeren. Unverschaemt!

Man reist hier mit dem Schlafbus.
Die fuer uns mit Abstand beste Art zu reisen ist hier der Nachtbus. Man bekommt ein eigenes Bett, reist ueber Nacht und wird nicht arm dabei. Problematisch ist nur, dass der Zeitplan in keinem Fall ungeplante Pausen vorsieht und es nicht immer Toiletten an Bord gab. Auch die mitgebrachten Hueherbeine der mitreisenden Chinesen sorgten hier und da fuer Aufregung.

Chinesen machen es einem manchmal sehr schwer.
Unser erster Eindruck von China war der einer uebertriebenen Buerokratie. Eine Einreise mit dem Auto waere nur mithilfe von Papieren diverser Behoerden moeglich und damit quasi nicht durchfuehrbar, und als warscheinlich einzige Nation wird der internationale Fuehrerschein hier nicht akzeptiert. Erwaehnt sei an dieser Stelle auch die Internetzensur. Facebook, Youtube usw. sind geblockt, nur mit einigen wenigen Proxyservern und viel Muehe funktioniert der Zugriff. Auch die Berichterstattung ueber das Ubahnunglueck (in das wir, waeren wir ein paar Minuten frueher gewesen, tatsaechlich verwickelt gewesen waeren) schien nicht so ganz sauber.

China ist in mancherlei Hinsicht sehr modern.
Nagelneue Bahnhoefe mit gigantischen Ausmassen und ihren Sicherheitskontrollen, Gates und High tech Zuegen (300km/h sind normal, die Fahrt im bis zu 430km/h schnellen Transrapid steht noch aus) erinnern eher an Flughaefen, Shopping Malls stehen anderen Metropolen in nichts nach und oft kann man eine Dienstleistung direkt elektronisch Bewerten. Uebertriebene und teure Architektur an vielen Ecken und stumme elektrische Roller auf den Strassen vervollstaendigen das Bild. Abseits der Banken und Touristenattraktionen gibt es gleichzeitig aber genug dunkle Ecken und Strassenkuechen. Aber die Tendenz ist klar ersichtlich...

In China kann man alles essen was lebt.
Auch wenn unser erster Kontakt mit der chinesischen Kueche fuer zwei Tage Krankenbett gesorgt hat ist es ein grosser Spass kuriose Speisen zu erleben. Ob Kopf, Bein, Schwanz oder die Innereien, eigentlich gibt es alles von jedem beliebigen Tier. Nicht alles will man probieren, aber nicht immer ist ganz klar was man eigentlich bestellt hat.
Zur Not gibt es das naechste Mal ein Hamburgerfruestueck um den Magen wieder zu beruhigen. Ein Burgerking oder McDonalds steigt in diesem Teil der Welt manchmal doch enorm im Wert.

Mit dem Gefuehl bisher nur einen Teil Chinas gesehen zu haben zieht es uns die naechsten zwei Wochen aber nochmal aufs Land. Eine ganz eigene Kultur und einzigartige Orte wie buddhistische Tempel oder die chinesische Mauer haben Appetit gemacht. Machbar scheint das nur mit eigenem Gefaehrt. Wir werden sehen was aus unseren hochtrabenden Plaenen wird, ganz einfach wird man es uns wohl nicht machen.

Liebe Gruesse!
Moritz

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